Auf der anderen Seite des Schleiers

Eine schamanische Reise

Ich starte meine Reise auf einem Felsen und springe ins Meer.  Ein Delfin bringt mich  an Land.

Weiter geht es durch ein  Fluß-Delta. Ich fließe ganz schnell und in großen Kurven in einer "Nussschale" dahin.

 

Erst einen Wasserfall runter, dann nochmals über großen Abgrund. Ich fliege, die Nussschale fällt. Ein großer Condor fängt mich auf mit seinen Krallen und fliegt mit mir weiter, setzt mich ab an einem relativ dunklen Ort.

 

Wo bin ich hier? – "An der Pforte zu Nirgendwo".

Ich frage mich, ob das ein lichtvoller Ort ist. (Weil so dunkel, allein.)

Ich frage den Kondor, ob er mein Krafttier ist. Antwort: "Nein, nur Bringer".

„Du bist nicht mein Krafttier. Ich suche mein Krafttier.“

Ich rufe es. Eine Schlange taucht kurz auf.

 

Bin unsicher, was ich hier soll. Rufe mir ins Gedächtnis: Es geht um Selbstheilung.

 

Ich frage den Condor: „Was soll ich hier? Soll ich durch die Pforte gehen?“

Condor: "Du wolltest doch „auf die andere Seite!"“

Ich: „Auf die andere Seite von was?“ fragte ich, um sicherzugehen. „Des Schleiers?“ (Ja, das wollte ich!)

 

Angst, was mich dort erwartet.

Ich kann ja mal einen Blick wagen, denke ich zaghaft.

Ich stehe an der Pforte. Und drücke die „Tür“ auf. Alles dunkel.

 

Eine Eule war kurz zu sehen. Dann landet eine Eule auf der Pforte (sie ist hell zu sehen).

"Ja, du bist mein Krafttier", freue ich mich. Vorsorglich frage ich sie doch. Sie sagt: „Ja, komm mit“. Sie ist vor mir, im Dunkel.

„Wohin? Zum Urgrund meiner Seele?“

Ich frage weiter: „Wie soll ich mitkommen? Soll ich springen, oder was? Oder kann ich fliegen?“

Sie: „Wenn du glaubst, du kannst fliegen, wirst du fliegen. Wenn du glaubst, du kannst nicht fliegen, wirst du fallen.“

Ich: „Wenn du sagst, ich kann fliegen, dann glaube ich dir das. Ich vertraue dir.“

 

Ängstlich schaue ich in das Nichts, in die Dunkelheit. Und beschließe zu glauben, daß ich fliegen kann.

Ich breite meine Arme aus und - fliege!

Ich bin nicht gefallen, kein Wind, kein Widerstand.

Ohne Anstrengung. Ganz natürlich.

Ich fliege – oder besser: ich schwebe.

 

Wohin? Wohin geht es?

Wo ist oben – wo ist unten? Es ist hier NICHTS.

Wo vorn? Wo hinten? Keine Orientierung.

Fliege ich überhaupt? Bewege ich mich? Da ist NICHTS.

 

Auch keine Eule mehr. Bin ich überhaupt? Habe das „Gefühl“, ich löse mich auch gerade auf. Oder habe ich mich schon aufgelöst?

 

Ich schaue an meinem Körper herunter und mir wird klar, daß ein Gedanke an den Körper ihn sofort ins „Leben“ zurückruft.

 

Ich schaue „zurück“ zur Pforte.

AHA! Wenn der Gedanke „Pforte“ gedacht wird, ist da eine Pforte.

Und der Gedanke „Hildegard im Sessel, die eine schamanische Reise macht“, produziert das entsprechende Bild dazu. Und sogar die Gefühle dazu.

 

Sollte das das ganze Geheimnis sein?

 

Ich lasse den Gedanken los und bin augenblicklich wieder im Nicht(s).

 

Es ist kein Fliegen. Es ist Sein im Nicht-Sein.

 

Und daraus erschafft “man“ durch Gedanken(kraft).

 

Ein Gedanke taucht auf und manifestiert sich als Gedanke und wenn “man“ dem Gedanken folgt, ihn aufgreift, mitgeht, ihn glaubt, ihn erleben will – sich also damit identifiziert - ist „man“ im „Geschehen“. Im Film.

 

Funktioniert so Manifestation?

 

Der Raum ist leer. Ohne oben/unten/hinten und vorn – das gibt es nicht.

Es ist auch kein Raum. „Es“ ist einfach. Ohne Existenz. Ein grenzenloses NICHTS – solange bis ein Gedanke auftaucht in diesem NICHTS –, der sich wieder auflöst oder sich selbst zum Ausdruck, in die Erscheinung bringt. Und es könnte sein, daß er sich so sehr verselbständigt, daß dieser Ausdruck, diese Erscheinung (in dem NICHTS) sich dessen nicht mehr bewusst ist, daß er/sie nur ein Gestalt angenommener Gedanke ist, der in dem NICHTS entstand und aus dem NICHTS besteht. Alles ist dieses NICHTS. Es gibt nichts anderes. Alles erscheint in IHM. Scheinbar.

 

Die Trommel sagt: Mach dich bereit für die Rückreise.

 

Und schneller, als ich denken kann, bin ich wieder bei der Pforte. Sie taucht bei dem Gedanken daran in Nullkommanichts in genau der erdachten Entfernung (in dem Fall ca. 5 m) neben mir auf. Und sofort bin ich dort.

 

Ich danke der Eule.

Der Condor wartet schon. Er bringt mich zum Meer.

Der Delfin bringt mich zur Klippe. Und der Condor greift mich wieder auf und setzt mich auf dem Felsen ab.

Genau entsprechend meinen Gedankengängen.

Und logischerweise sitze ich soeben auch wieder im Sessel, um sogleich diese Reise aufzuschreiben.

Was für eine lange, weite Reise in so einem kurzen Moment!

 

Gedanken. Einer ergibt den nächsten. Wenn „man“ sich darauf einläßt.

Welch lange Strecke habe ich zurückgelegt, um jetzt hier zu sein, genau hier an diesem Platz. Wieviel unendlich viele Stationen erlebt, durchlebt. Hab mich so weit entfernt von meinem Ursprung, längst und so lange vergessen, wo ich her kam.

 

Bin dem Gedanken, dem Ursprungsgedanken gefolgt. Habe mich hineinbegeben in diese Scheinwelt. In diese Gedankenwelt. Verloren. Hab mich verloren. Bin umhergeirrt. Habe mich immer mehr verstrickt. In diese Geschichten. Geschichten voller Tragik, Schönheit, Schmerz, Leid, Glück. Voller Erlebnishunger und Abenteuerlust. Voller Sehnsucht. Voller Suche. Hab den roten Faden verloren. Dramen – Stoff für die nächsten Geschichten. Immer mehr verrannt. Immer mehr Mitspieler.

STOPP. Bitte – wenn das ein Traum ist, will ich aufwachen ! Ich steig aus. Kann mich denn keiner wecken. HILFE !!!

 

Danke – Eule. Du hast mich vor einiger Zeit sehr eindrücklich aufgefordert: „Schau auf den Urgrund deiner Seele!“

  

22.11.2015

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